Strom vom Baum

Strom vom Baum

Gomera wird ab sofort mit Grünem Strom versorgt.

Wie Inselpräsident Casimiro Curbelo soeben vollmundig bekannt gab, wird La Gomera in ganz kurzer Zeit nicht nur völlig auf nachhaltige Energie umgestellt. Die Inselregierung informierte ferner über die Einrichtung eines inselweiten, lückenlosen Netzes von Aufladestationen für Elektroautos. Ausführen wird diese Arbeiten die Firma Conacon-Sandos für mehr als 1,1 Millionen Euro. Inselpräsident Curbelo erklärte, dass das Netzwerk die Ziele stärken wird, die im Plan für nachhaltige Mobilität festgelegt wurden.
Vor allem die Einführung sauberer Energie zur Förderung des öffentlichen Nahverkehrs soll im Vordergrund stehen.
Was er nicht sagte: Der Strom für die Aufladestationen wird bis dato – wie der ganze Strom von La Gomera – immer noch im Dieselkraftwerk von San Sebastián erzeugt. Ursprünglich sollte der ja längst per Unterwasserkabel aus Teneriffa kommen (jedenfalls hatte das die Inselregierung ebenfalls bereits angekündigt).
Also nix mehr Stinkediesel in der Hauptstadt? Leider hustete Teneriffa uns was.
Und ob die Kapazität des sensationellen Strombaums auf der Plaza unserer Insel-Hauptstadt für grünen Strom auf der ganzen Insel – geschweige denn nun auch noch für jede Menge Aufladestationen – reicht, das steht wohl auch noch in den Sternen.
Aber Bäume gibt es ja auf Gomera noch genügend. Die kann man alle anzapfen. Es muss nur noch an der notwendigen Infrastruktur dafür gearbeitet werden. Und was kühne Pläne betrifft, da könnte man sich doch Rat in unserer Kalten Heimat holen. Die Stromtrassen von der verspargelten Nordsee bis tief hinein ins vernagelte Bayern stellen da schließlich ganz andere Anforderungen an Elektroingenieure und andere Fachleute, an denen es auf unserer Insel noch mangelt.
Andererseits ließe sich die Idee des „grünen Stroms direkt vom Baum“ doch bestimmt auch nach Deutschland exportieren. Die Herren Seehofer und Scheuer würden sich jedenfalls garantiert begeistert auf die Schenkel geklopft haben (wenn es sie noch geben täte).
Und ob sich in unserer neuen Regierung noch genügend Visionäre mit ähnlich künstlicher Intelligenz zusammenfinden, um unsere gomerianischen Erfindungen gebührend zu würdigen, steht noch dahin.