Während in der Kalten Heimat zurzeit an die 32 Millionen Hennen „hinter Gittern“ sitzen, pro Tag ein Ei legen und, weil bereits nach einem Jahr die Legeleistung unter diesen KZ-Bedingungen abnimmt, von der vollautomtischen Kopf-ab-Maschine geschlachtet werden, kann eine fröhliche Henne auf Gomera beinahe 10 Jahre alt werden. Und das liegt nicht nur am Ewigen Frühling. Es liegt daran, dass auf Gomera auch das Huhn nur ein Mensch ist. Die meisten Legehennen in Deutschland werden ja in lausigen Käfigen gehalten. Sie vegetieren dort die kurze Frist ihres tristen Lebens ohne jedes Tages-licht. Sie waren niemals an der frischen Luft, haben nie im Boden gekratzt oder einen Regenwurm ver-speist. In diesen riesigen „Hühnerfabriken“ leben 10.000 bis 100.000 Hennen auf engstem Raum. Vollautomatisch mit Fließbändern sind Fütterung, Lüftung, Beleuchtung und Eitransport geregelt.
Die herkömmliche Käfighaltung, in der vier Hennen zusammengepfercht saßen und jedes Tier nicht mehr Platz als eine DIN A4-Seite hatte, musste Ende 2008 zwar durch ein anderes Haltungssystem ersetzt werden, aber geändert hat sich dadurch kaum etwas.
Auch nach dem neuen „tierfreundlichen“ Gesetz sind Käfige selbstverständlich erlaubt. Um den Verbraucher zu beschwichtigen werden sie jetzt „ausgestaltete Käfige“, „Kleingruppenhaltung“ oder „Kleinvoliere“ genannt. In Wirklichkeit sitzen nun zehn bis 40 Tiere in einem größeren Käfig, aber für das einzelne Tier ist nicht mehr Platz als vorher. Eine artgerechte Bewegung ist nicht möglich.
Und weil das die Hennen aggressiv macht, so dass sie sich gegenseitig bepicken und manchmal sogar töten, wird ihnen einfach ein Teil des Schnabels abgeschnitten. Tote Hennen bringen ja keine Kohle.
Bei der sogenannten „Bodenhaltung“, die ja schon beinahe luxuriös ist, müssen sich bis zu 24 Hühner und mehr einen Quadratmeter Fläche teilen. Dicht an dicht stehen die Hühner – sie können weder vernünftig umherlaufen, noch scharren, picken oder ihr Gefieder pflegen. Nicht einmal ausruhen können sie sich richtig, weil sie sich ständig gegenseitig stören. Die Streu, auf der die Hühner stehen, verschmutzt bei so vielen Tieren natürlich noch schneller – es wird klumpig und hart. Das verursacht schmerz-hafte Entzündungen der Haut, an den Füßen, der Brust und den Beinen der Hühner. Außerdem entstehen giftige Ammoniakgase – ein stechend riechendes Gas, von dem die Tiere Atemprobleme bekommen.
Allein in Deutschland werden jedes Jahr etwa 480 Millionen Masthühner geschlachtet. In der gesamten EU sind es sogar fünf Milliarden pro Jahr. Hühner sind in der Agrarwirtschaft einfach keine Lebewesen mehr. Sie sind nur noch Produktionseinheiten.
Ganz bestimmt hat der Autor Willi Fritsch nicht an diese armen Viecher gedacht, als er 1936 den Schlager schrieb: “Ich wollt ich wär ein Huhn”. Vielleicht war es damals ja auch noch nicht ganz so schlimm mit der Tierhaltung in jener “zivilisierten” Welt, aus der wir Deutschgomerianer uns inzwischen ja erfolgreich verabschiedet haben. Bestimmt würden uns die Hühner gern folgen und sich von Conchita auf den Arm nehmen lassen. Aber leider lässt man sie lebendig nicht ausreisen. Sie haben ja auch keinen Pass.