Randale im Puff

Es ging ein gewaltiger Aufschrei durch den spanischen Blätterwald. “Pfui Deibi!” Fernsehsender brachten ganze Reportagen, in Talkshows troff das Gift aus gehässigen Mündern und selbst seriöseste Tageszeitungen berichteten ganzseitig. Die Opposition im Cabildo von La Gomera forderte den sofortigen Rücktritt des Inselpräsidenten Casimiro Curbelo.
Dieser war früh um fünf im Rotlichtbezirk von Madrid von Einsatzkräften der Polizei verhaftet worden. Angeblich wollte er Liebesdienste in einer Sauna nicht bezahlen, hatte daraufhin das Mobiliar zu Klump gehauen, war rausgeschmissen worden und hatte sich anschließend angeblich auch noch mit den Ordnungshütern geprügelt. So jedenfalls berichtete ein Sprecher der Polizei, die unseren Inselpräsidenten mit auf die Wache nahm und dort acht (!) Stunden lang hochnotpeinlich verhörte.
Aber kann das eigentlich wirklich so gewesen sein? Bestimmt war unser gütiger Inselvater doch nur aus rein hygienischen oder gesundheitlichen Gründen morgens um 5 in die Sauna gegangen. Und dass es eine Rotlicht-Sauna war? Mein Gott, was versteht man auf Gomera denn schon von “Rotlicht”?
Und was für eine Sauna hat denn sonst früh um 5 geöffnet? Und tagsüber hat ein viel beschäftigter Politiker doch gar keine Zeit, eine Sauna zu besuchen. Und dass es da gar leichte Mädchen gibt, die einem den Rücken schrubben? Was weiß man denn bei uns, auf Gomera, von derartigen Sündenpfuhls?
Bezahlen soll man die auch noch extra, wo man doch nur – wie bereits gesagt – lediglich aus hygienischen Gründen das Etablissement aufgesucht hat. Schweinkram wollte man doch gar nicht – und wenn, dann allenfalls umsonst. Aus Liebe oder so.
Wahrscheinlich handelte es sich hier also mal wieder um eine ganz üble Kampagne politischer Gegner.
Immerhin musste Casimiro Curbelo aufgrund des Medienwirbels in Madrid seinen Platz im (National-)Senat (in etwa vergleichbar mit dem deutschen Bundesrat) räumen und darf auch bei der kommenden Wahl nicht mehr dafür kandidieren.