Lieber Leser

Wir hatten es im Valle-Boten ja versprochen: 2023 wird alles besser. Logo: Es war ja Wahljahr. Auch wir durften da wieder mitwählen.
Egal wen wir wählten, angedingenselt wurden wir so oder so, auch wenn wir nicht wählen gingen.
Aber weil wir ja alle wählten, konnten wir uns wenigstens aussuchen, von wem.
Und jetzt staunen wir hier auf Gomera genauso wie unsere Landsleute in der Kalten Heimat, über all die vielen Versprechungen, mit denen die Politiker Stimmen für diese Legislaturperiode keilen wollten.
In Valle Gran Rey zum Beispiel sollte es zunächst mal eine direkte Autofähre vom Valle direkt bis nach Teneriffa geben. Armas soll bereits ein nagelneues Schiff dafür gebaut haben. (Leider ist die Firma inzwischen so gut wie pleite).
Außerdem geben sich die Kreuzfahrtschiffe im neuen Hafen gegenseitig die Klinke in die Hand. Aber „glühende Kreditkarten“ gab es keine.
In der „Fußgängerzone“ von Vueltas sollte eine neue Tiefgarage gebaut werden, damit alle Anwohner dort kostenlose Parkmöglichkeiten direkt vor ihrer Haustür haben.
Und die „Sonderwirtschaftszone“ sollte Kohle ohne Ende bringen. Die sollte uns (genau wie die Kreuzfahrtschiffe) alle reich machen. Nixus maximus.
Der Tunnel vom Hafen nach Argaga sollte fertiggestellt werden, damit alle Hippies mit ihren neuen Mercedessen direkt bis in die Schweinbucht nageln konnten. Wurde auch (noch) nix.
Die Gäste der Finca Argayall brauchten angeblich nicht mehr zu schwimmen oder über Zäune und Mauern zu klettern. Und kein Einwohner von Argaga sollte vorzeitig den Löffel weglegen, weil die Ambulanz nicht hinkam.
Guantanamo sollte komplett geschlossen werden. Künftig sollte man dort ganz entspannt zwischen den vielen Yachten der nagelneuen Marina baden können.
Alles war natürlich davon abhängig, dass die Partei des Kaisers wieder die absolute Mehrheit im Gemeinderat erreichte. Das schöne Bergrestaurant, einst liebevoll von Cesar Manrique gebaut, sollte wieder bewirtschaftet werden.
Das Ayuntamiento machte die Realisierung dieses Projekts natürlich davon abhängig, dass der Bürgermeister wiedergewählt wurde. Wie überall in der Welt sollten dann auch im Valle alle Steuern gesenkt und alle Einnahmen verdoppelt werden.
Covid ist vorbei. War ja auch nur eine harmlose Grippe. Der Trump hatte recht. Klabauterbach war nur ein Spinner. In Teheran werden den Mullahs von den Frauen die Dinger an die Tür der Koranschule genagelt, und alle katholischen Pfaffen werden ab sofort zwangskastriert.
Zölibat ist damit überflüssig. Die kleinen Messdienerlein können unbesorgt in der Sakristei ihre Unterhosen wechseln. Die Türken jagen ihren Sultan endlich außer Landes, und dem Putin werden Chuck Noris und das A-Team auf den Hals gehetzt. Notfalls mit ein paar Millionen Dollar als Kopfgeld.
Und – zack – schon isser weg. Wie gesagt: NACH den Wahlen.