Hurra wir leben noch

Ausgabe: 108

Noch gar nicht so lange her, da saßen wir gemütlich im „Esperanto“ am Hafen zum Abendessen. Gerade wollten wir das Fischfilet entgräten, da ertönte zum ersten Mal jener markerschütternde Schrei, der in den folgenden Wochen und Monaten auch auf Gomera den unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang ankündigte:   „Corona“!

Als dann im Lokal auch noch das Gerücht die Runde machte, ab sofort herrsche in ganz Spanien ein absolutes Ausgangsverbot, und alle Restaurants müssten ab sofort schließen, da tippten wir uns an die Stirn: Alle Restaurants zu? In einem Ferienort? In der Hochsaison? Das konnte doch nur wieder eine dieser üblichen Gomera-Dingenshaus-Parolen sein. Als dann einer sogar noch erzählte, man dürfe künftig nicht einmal mehr an den Strand, da war es uns eigentlich mal wieder völlig klar: Gomera, wie es singt und lacht.

Gleich am nächsten Morgen aber lieferte das Fernsehen eine Ansprache des spanischen Ministerpräsidenten: Tatsächlich! Alle Läden zu. Bis auf Weiteres totale Ausgangssperre.

Jetzt drehte Gomera am Rad: „Ab morgen fährt keine Fähre mehr. Alle Flugverbindungen werden eingestellt, alle Hotels geschlossen. Nur noch Einheimische dürfen auf der Insel bleiben. Alle Ausländer würden jetzt zwangsweise außer Landes gebracht“. Das Deutsche Konsulat veranstaltete bereits letzte Heimholaktionen. Da musste man sich SOFORT melden, wenn man aus der Fremde noch zurück in die Kalte Heimat wollte.

Natürlich wussten all unsere Er- und Be-leuchteten auch sofort, wer hinter all dem steckte:  „Die Regierungen von 99 Prozent der Staaten dieser Erde haben sich plötzlich gegen ihre Bevölkerung verschworen. Sie wollen sie wirtschaftlich ruinieren, unterdrücken und in den Untergang führen. Oder sie sind einfach nur dumm. So dumm, dass sie nicht erkennen, dass nur wir, auf Gomera, erleuchtet wurden und die „Wahrheit“ erkennen konnten.

Nahezu alle Medien dieser Welt sind fremdgesteuert und berichten nicht die Wahrheit. Wer steuert? Je nach politischer Couleur die CIA, der KGB, der Mossad, Bill Gates oder der Weltverband der Brieftaubenzüchter.“

„Die Chinesen! Die haben in ihren geheimen Laboren das Virus entwickelt und auf die Menschheit losgelassen. So wollen sie die Weltherrschaft erringen. Die haben auch längst den Impfstoff dagegen gefunden, geben ihn aber erst raus, wenn das in ihren Plan passt“.

“Es gibt einen Plan, der alle „nutzlosen Esser“ eliminieren soll. Als „nutzlose Esser“ bezeichnen die „Eliten“ alle Menschen, die unbequem sind. Der Plan existiert seit mehreren Generationen. Angestrebt wird eine kleine Menge Menschen (500.000 – mehr Diener benötigen die Herrschenden nicht), die gerade klug genug ist, um für sie zu arbeiten, aber nicht intelligent genug, um zu protestieren oder selbständig zu denken. Bewerkstelligt werden soll das alles mittels des “Codex Alimentarius”.

Unsere vielen weisen Frauen auf der Insel wussten auch: „Das Virus wird nun vor allem diejenigen hinraffen, die sich vorher gegen Masern, Grippe, Kinderlähmung, Keuchhusten oder Tuberkulose haben impfen lassen. Impfungen, vor denen ja seit eh und je gewarnt wurde, haben nun das Tor für das Coronavirus sperrangelweit aufgemacht. Das habt ihr nun davon!“

Ab sofort wurde bei jedem, der noch mit der Fähre aus San Sebastian kam, die Temperatur gemessen. In einem Pkw, der gleich am Hafen desinfiziert werden musste, durften nur noch maximal zwei Personen sitzen: eine vorn, eine hinten (und zwar quer!)“.

Und dann gab es ab sofort kräftige Geldstrafen: Wenn einen die Polizei auf der Straße erwischte: 601 €. Wenn man “frech” wurde: 2.000€. Wenn man aggressiv wurde: 3.000€. Wenn man körperlich aggressiv wurde oder Drohungen aussprach: 10.400€. All das (und einiges mehr) wurde in offizieller, gedruckter Version von der Regierung rausgehauen.

„Hallo, ich bin gerade empört und hilflos. Es reicht ja wirklich wie es ist mit all den Einschränkungen und nicht in Kontakt gehen um niemanden anzustecken sehe ich auch ein. Aber wenn jemand angebrüllt wird von der Polizei beim Einkauf geht das zu weit. Einem Freund von mir ist das auch passiert. Sowas muss man sich doch nicht gefallen lassen. Weiß jemand wo man sich da beschweren kann? Dieser Mensch, auch wenn es für ihn Stress ist, sollte darauf hingewiesen werden, dass das nicht angemessen ist. Weiß jemand ob man da was machen kann und wenn wo? Bin aufgewühlt, das ist ja wie im Faschismus!“

Auf La Gomera versprühten bald pro Tag insgesamt 160 Einsatzkräfte 18.000 Liter Desinfektionsmittel auf Straßen und Plätzen. Sogar die Verkehrsschilder in drei Metern Höhe wurden in der giftigen Lauge geradezu gebadet.

Alsbald meldeten sich Epidemiologen, Virologen, Institutsleiter und alle möglichen „Experten“ in der Weltpresse und auf allen TV-Kanälen mit anstudiertem Fachwissen. Zum Beispiel DIE ZEIT:

„Auf Bildern in Medienberichten war immer wieder zu sehen, wie Menschen in weißen Schutzanzügen ganze Fahrzeuge mit massenhaft Desinfektionsmitteln besprühten, es in Straßen verteilten und auf öffentlichen Plätzen Bänke und Laternenmasten abspritzten. „Totaler Unsinn“, meint die Virologin Brinkmann. Für sie sind Maßnahmen wie diese öffentlichkeitswirksam, sie sollen beruhigen. Flächendeckend ist der Aufwand absurd hoch und nicht zielführend. Das Virus wird in erster Linie von Menschen übertragen und nicht durch Parks, Gehwege oder Straßen.“

Da krochen auch auf Gomera alsbald emeritierte Professoren, Doktoren und sonstige Schlauberger*Innen dutzendweise aus dem Lorbeergebüsch. Galt bisher lediglich Professor Dr. Herbert Scheuermann, der im Valle-Boten seit Jahren über die großen Irrtümer der Menschheit doziert, als akademische Koryphäe, so wetteiferten jetzt Deutsch-Gomerianer im Sechserpack um den Nobelpreis in Virologie:

„Von der Sprüherei sterben die Bienen! Bei uns im Garten fallen sie zu Hunderten von den Bäumen.“

„Grade wurde unsere Straße von Männern mit blauen Anzügen und Maske besprüht, oh mein Gott stellt euch vor es hat nicht einmal wirklich gestunken, keine Migräneanfälle, keine Atemnot und sogar die Bienen leben noch“.

„…Aber meinen Hund hat es erwischt. Der hat auf einmal ganz entzündete Pfoten und total dicke Eier“.

„Es dürfen doch sowieso nur noch Einheimische auf der Insel bleiben oder Langzeitresidenten“.

„die Kontaktsperre dauert zwei Jahre. Alle Kleinunternehmen sind bis dahin pleite. nur wenige wie Amazon, Microsoft etc. haben alles aufgekauft. Die Läden sind leer. Fast niemand hat mehr Arbeit, wir werden alle überwacht und Essen wird rationiert, und fast niemand hat mehr Geld, etwas zu kaufen. Die Mieten können nicht mehr bezahlt werden, die Kriminalität nimmt zwar ab, aber die häusliche Gewalt nimmt zu. Wer die Miete nicht mehr bezahlen kann, muss die Wohnung verlassen, wer Strom und Gas nicht mehr zahlt, kann auch nicht mehr kochen.

Es wird nichts mehr produziert, die Wirtschaft steht still. Bei den Amazons sieht es derweil auch schlecht aus, weil niemand mehr etwas kaufen kann. Die Reichen haben ihre Vorräte auch aufgegessen. Die Kindersterblichkeit steigt an, da es auch keine Kondome etc. und keine Nahrung mehr gibt. Alles Geld, das existiert, liegt in der Hand weniger und sie haben nicht nur alle Kleinunternehmen, sondern auch alle Häuser aufgekauft, in denen allerdings niemand mehr wohnt. Da immer noch Ausgangssperre herrscht, hat sich die Bevölkerung angesichts dessen in Luft aufge-löst. Die Zitrone ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgequetscht.

Das lese ich jeden Tag auf Facebook… nicht so komprimiert, aber zusammengefasst. Lasst uns also Särge bestellen, solange das noch geht“.

Und vor Jahren schon hatte der Valle-Bote in seiner Nummer 99 prophezeit: „Die Welt geht unter“. Jetzt war es wohl endlich so weit.

Doch Wahnsinn! Wir leben immer noch.