Hippie-Vergrämer

Foto: Oliver Weber

Nun also haben unsere insularen Hippie-Vergrämer endlich einen Genossen im Kampf wider den lästigen Null-Tarif-Tourismus gefunden: den Gelbgeränderten Flinkläufer (Trechus Flavocintus Gomerae).
Dieser, nur wenige Millimeter große Käfer, ist eine endemische, nur auf Gomera vorkommende  Art, die angeblich vom Aussterben bedroht ist, und die nur noch an der Playa Ingles und in den Tarajales vor dem Charco del Conde vorkommt. Deshalb gelten diese Gebiete auch als “wissenschaftliche Schutzzonen”.
Und ausgerechnet in diesen Gebieten rollten sich unsere Hippies früher – allen Protesten der Zimmervermieter zum Trotz – gern zum Pennen gemütlich in ihre Schlafsäcke ein.
Ob sie dabei jemals einen Gelbgeränderten Flinkläufer plattgelegen haben, ist nicht nur nicht bekannt, sondern sogar mehr als unwahrscheinlich.
Aber egal. In unserer Kalten Heimat hat damals ein unsichtbarer Wachtelkönig schon ganze Industrieprojekte verhindert, und wo gar ein letzter, scheuer Feldhamster unterwegs war, da durften bald nicht nur keine Hippies mehr pennen, da durften auch keine Eigenheime mehr gebaut werden.
Osmoderma eremita lautet der wissenschaftliche Name eines seltenen schwarzbraunen Tierchens, des Juchtenkäfers, das ebenfalls als schützenswert eingestuft wurde. Der Käfer wird auch „Eremit“ genannt – weil er sehr zurückgezogen in Baumhöhlen lebt und diese oftmals sein ganzes Leben lang nicht verlässt.
Die meisten Gegner von Stuttgart 21 hätten ihn also niemals zu Gesicht bekommen – und setzten dennoch große Hoffnungen auf den Käfer. Leider vergeblich, wie wir heute wissen, denn in dem wahnsinnigen Bahnhofsprojekt werden weiterhin Millionen und Abermillionen versenkt. Trotz Juchtenkäfer.
Würde Gomeras Gelbgeränderter Flinkläufer nun den Bau von noch mehr hässlichen Touristenburgen (wie den braunen Klopper an der Playa) verhindern, wir würden ihm alle lobend auf seine winzigen Schülterchen klopfen. “Brav, Flinkläuferlein, mögest du dich tüchtig vermehren!”
Leider aber gibt es inzwischen eine neue kanarische Bodenreform, (”Ley del Suelo de Canarias”) die dafür sorgen soll, dass künftig wieder jede Menge von neuen Hotels, Golfplätzen und Urbanisationen gebaut werden können. Schließlich müssen ja all die Touris, die wegen der Nahostkrise jetzt plötzlich die Kanaren überschwemmen, untergebracht werden. Man kann die doch schließlich unmöglich in andere Urlaubsgebiete weiterziehen lassen!
Und sollte da so ein unnützer Wicht, wie der Gelbgeränderte Flinkläufer, plötzlich im Wege sein, dann wird der garantiert einfach mit eingemauert. Genau wie der Juchtenkäfer in Stuttgart. Klappe zu – Affe tot. Aber zum Vergrämen der Hippies, da taugt er natürlich.