Die Valle-Botin

So ganz ohne dreibeinigen Partner macht das Leben auch keinen richtigen Spaß. Jedenfalls nicht auf Dauer. Auf Dauer geht einem aber auch ein Bier trinkender, rülpsender Fußballfan auf die Eierstöcke. Vor allem dann, wenn er die Beine hochlegt und fragt, wann denn nun endlich das Abendessen fertig sei. Braucht man so was?

Leider merkt man ja immer erst viel zu spät, dass der hübsche kleine Hippie, den man als träumerischen Gitarrenspieler am Lagerfeuer kennen gelernt und spontan mit zu sich nachhause genommen hat, im Grunde genommen nichts weiter ist, als eine verfressene faule Sau, die angeblich nicht mal in der Lage ist, sich selbst einen Joint zu rollen. “Bau doch noch mal einen”, fordert er stattdessen. Und das nervt.

Da ist man dann schon froh, wenn sich der Typ eines Tages endlich wieder vom Acker macht. Aber dann geht das ganze Spielchen ja (siehe oben) wieder von vorn los.

Nun scheint es aber bald einen Ausweg aus diesem Dilemma zu geben: Ein Japaner darf nämlich als erster Forscher weltweit Mensch-Tier-Chimären erzeugen und bis zur Geburt wachsen lassen. Tokio erlaubt und fördert ein entsprechendes Projekt, berichtet unter anderem die Nachrichtenseite des Fachjournals „Nature“.

Die Tier-Embryonen sollen mit menschlichen Zellen bestückt und einem Muttertier eingepflanzt werden, das sie zur Welt bringt. Zunächst will die Forschergruppe um Hiromitsu Nakauchi von der University of Tokyo und der Stanford University in Kalifornien das Verfahren an Mäusen und Ratten testen. Aber dann, so hoffen wir, werden auch bald ganz individuelle Zuchterfolge folgen, von denen wir alle binnen weniger Jahre profitieren können.

So eine auf Wunsch individuell gefertigte Chimäre hätte beispielsweise als Tackerboy Vorteile ohne Ende. Abgesehen davon, dass Größe und Augenfarbe, Muskulatur und Trinkfestigkeit und alle möglichen anderen Sonderwünsche (von der Schuhgröße bis hin zur Dingenslänge) in so einen wunschgerecht gestylten und programmierten Lebensabschnittspartner von Anfang an eingearbeitet werden können, kann natürlich auch die Hirnmenge vorbestimmt werden. Ganz nach Wunsch. Manche Frauen wünschen sich intelligente, gebildete, belesene Partner; andere hätten lieber Partner mit wenig oder gar keinem Hirn, weil ja dumm angeblich besonders gut und lange dingselt. Wie gesagt: Hiromitsu Nakauchi zaubert uns jetzt bald die schönsten Männer aus dem Hut. Die kann man sich dann (wie die Damen aus Thailand) aus einem bunten Katalog erst mal unverbindlich zur Probe zuschicken lassen und bei Nichtgefallen an Amazon oder Zalando absolut kostenfrei retournieren. Die schreien dann vor Glück.

Mit dieser neuen Chimären-Methode kann man sich jederzeit den idealen Wunsch-Tackerboy auf den Leib schneidern lassen. Okay, billig wird das nicht sein. Es wird natürlich richtig Geld kosten. Mehr jedenfalls, als wenn man sich spät nachts in einer Bar ein einsames Kerlchen mit reichlich Arehucas beischlafbereit picheln muss.  

Dafür wacht man dann am nächsten Morgen auch nicht mit dickem Kopf und einem verlausten Hungerleider im Bett auf. Hätte Heidi Klum von der Chimären-Chance gewusst, hätte sie garantiert auf ihre alten Tage einen weit besseren Tackerboy als dieses Tokio-Hotel-Bürschlein zum Altar führen können.

Aber es sind ja keineswegs nur die Äußerlichkeiten, die man bei Beauftragung des Herrn Hiromitsu Nakauchi buchen kann. Die sind vielen Frauen zwar wichtig, weil sie sich ja nicht von so einem Quasimodo beim vornehmen Restaurantbesuch die Türe aufhalten lassen wollen. Da würden sie sich ja schämen. Und die hämischen Blicke der anderen Gäste ließen sich selbst dann nicht ignorieren, wenn der Tacker das Große Latinum hätte oder Cicero richtig zitieren könnte.

Neben einem rundum perfekten Erscheinungsbild gibt es schließlich auch noch praktische Fähigkeiten und Charaktereigenschaften, auf die eine Frau nur höchst ungern verzichten möchte: Rasen mähen, Wäsche machen, Geschirr abwaschen Müll trennen und entsorgen usw.

Die Tacker-Chimäre kann perfekt Nägel in die Wand hauen und Knöpfe annähen, Füße wärmen und Tränchen trocknen, den Müll gewissenhaft trennen und auf die verschiedenfarbigen Müllcontainer verteilen, das Auto regelmäßig warten und waschen, den Abwasch besorgen und die Küche putzen.

Mit einem derart konditionierten Kerlchen im Haus, das wenig quasselt und gut zuhört, dass uns das Gefühl gibt, angehimmelt und auf Händen getragen zu werden, damit kann sich doch jede Frau endlich problemlos emanzipieren, oder was?

Außerdem wird natürlich nur draußen geraucht und im Sitzen gepinkelt.