Gleich nach dem großen Brand wurde der Ruf nach einer freiwilligen Feuerwehr unüberhörbar. Und alle waren sofort dabei, mit Rat und Tat zu helfen. So entsann sich Wolfgang, der Palmenkletterer von El Guro, seiner persönlichen Kontakte zum Oberbürgermeister der Stadt Münster. Der hatte doch bestimmt noch ein überzähliges Feuerwehrauto in seinem Fuhrpark rumstehen, das er unserer armen Bananeninsel großzügig spenden könne. Nun ja, so ganz umsonst mochte die Stadt Münster ihren ausgemusterten Spritzenwagen nicht rausrücken, aber gegen einen symbolischen Betrag von 5.000 Euroletten wurde das Gefährt auch noch mit der notwendigen Ausrüstung versehen und nach Gomera in Marsch gesetzt.
Ein Münsterländer Verein “Helfen ohne Grenzen” wurde gegründet, der die notwendigen Spendengelder für Überführung, Sprit, Mautgebühren und Fähre etc aufbringen sollte.
Als die Kunde von dem tollen neuen Feuerwehrauto auf Gomera bekannt wurde, da gab es bald massenhaft Freiwillige, die von der Idee eines gellenden Martinshorns mit angeschlossenem Blaulicht richtiggehend begeistert waren. Da meldeten sich dann auch viele Deutschgomerianer, die der Meinung waren, dass ohne sie eine Freiwillige Feuerwehr auf Gomera niemals funktionieren könne.
Das sahen die Gomeros anders. Die wollten keine “deutsche” Feuerwehr auf ihrer Insel – jedenfalls aber keine, deren Löschmannschaft nicht einmal der Landessprache mächtig war. Daraufhin zogen sich die zugwanderten Helfer schmollend zurück. Sollten sie doch künftig ihre Feuer selber löschen, die Ignoranten.
Bald stellte sich dann auch noch heraus, dass die Kanarische Regierung keinesfalls bereit war, auf einen saftigen Einfuhrzoll für das Gefährt zu verzichten. Gemeinnützigkeit hin – Spende her – in Zeiten der Finanzkrise konnte man sich Großzügigkeiten nicht leisten. Also musste auch noch für die Einfuhrsteuer gesammelt werden.
Mittlerweile hatte das Feuerwehrauto auf geheimnisvolle Weise Väter und Mütter ohne Ende. Wer denn nun der eigentliche, der echte, der wirkliche Beschaffer war, wem die Ehre gebührte, wer vielleicht eines Tages sogar ein güldenes Täfelchen mit seinem Namen an die Fahrzeugtür schrauben und sich ein Ständchen von der – demnächst sicherlich zu gründenden – Feuerwehrkapelle blasen lassen durfte, darüber kriegte man sich bald allenthalben in die Haare. Angeblich versuchten ja nicht wenige, sich mit den falschen Feuerwehrfedern zu schmücken.
Richtig fies wurde es, als die Behörden dann dem Spritzenwagen auch noch jedwede Betriebsgenehmigung verweigerten. Immerhin war das Feuerwehrauto zwar noch voll in Ordnung, aber es hatte bereits 27 Jahre auf dem Buckel, und dass man mit so einer alten Gurke niemals eine amtliche Feuersbrunst löschen durfte, das lag ja wohl auf der Hand. Schließlich gibt es ja Gesetze. Und Vorschriften ohne Ende. Und überhaupt…
Au Backe. Da war der Feuerwehrhauptmann aber so was von angefressen. Hatte er doch seine Mannschaft bereits extra und ehrenamtlich zur Begleitung des örtlichen Karnevalsumzugs eingeteilt, und jetzt durfte das neue Feuerwehrauto da nicht mal mitfahren? Er war kurz davor, die Klamotten endgültig hinzuschmeißen.
Dann aber fanden findige Kenner der kanarischen Legislative doch eine geradezu geniale Idee: Das Feuerwehrauto wurde nicht als Einsatzfahrzeug der örtlichen Feuerwehr, sondern als “Oldtimer” einer Vereinigung von Liebhabern traditioneller Nutzfahrzeuge deklariert.
Ob man allerdings damit nun im Ernstfall tatsächlich auch löschen darf, weiß man nicht so genau. Immerhin darf man damit künftig auf Umzügen aller Art prima mit der Sirene heulen.