Da hatte er sich zunächst selbst aber kräftig ins Knie geschossen, dieser komische “Boss vom Bosporus”. “Extra 3”, die Satire-Sendung des NDR, hatte (“Erdiwie – Erdiwo – Erdowan”) ein Spottlied über ihn ausgestrahlt, und der empörte Erdogan ließ daraufhin spornstreichs den Deutschen Botschafter antanzen. Von dem verlangte er wutschnaubend die sofortige Löschung des Beitrags im Internet.
“Ein Journalist, der was verfasst / was Erdogan nicht passt / der landet gleich im Knast”.
Zunächst war Erdogans diplomatisch-dreiste Attacke vergeblich. In Deutschland gibt es nämlich Pressefreiheit. (Erzählt man sich jedenfalls.) So setzte der NDR gleich noch mal eins drauf und versah den Beitrag – statt ihn zu löschen – in seiner Internet-Version gleich auch noch mit türkischen Untertiteln.
Jubelnd konnte der Sender schon kurz darauf 5 Millionen Internet-Zugriffe aus aller Welt vermelden.
Da schwoll Erdogans Hals erst so richtig an.
Ja, und dann legte das ZDF auch noch eine Schippe drauf und ließ Satiriker Jan Böhmermann in dessen lustigem “Neo Magazin Royal” den NDR-Spott noch überbieten. Der verfasste dort ein ziemlich heftiges Schmähgedicht: “Sackdoof, feige und verklemmt / ist Erdogan, der Präsident… Pervers, verlaust und zoophil / Recep Fritzl Priklopil… “
Und dann haute das Böhmermännchen so richtig auf die Kacke: Erdogan, der alte Ziegenficker, habe nur einen ganz kleinen Schwanz, sein Hirn sei hohl wie seine Eier und dergleichen “Lustiges” mehr.
Tucholsky hatte mal behauptet, Satire dürfe alles. Darauf beziehen sich Deutschlands Satiriker, und das wollte Böhmermann beweisen. Aber das ZDF zog sofort nach der Sendung – in so einer Art vorauseilendem Gehorsam – den Schwanz ein und löschte den Beitrag aus seiner Mediathek und bei Youtube, bevor Erdogan die diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik vollends einstellte oder gar seine Truppen (diesmal als syrische Flüchtlinge getarnt) mal wieder ins Abendland einmarschieren ließ. Die Kanzlerin eierte ein paar Tage rum. Dann war ihr Erdogan wichtiger als die Pressefreiheit. Schließlich sollte der ihr ja die Flüchtlinge vom Hals halten statt sie einmarschieren zu lassen. Und so bekam der große Türke freie Bahn, um den kleinen Böhmermann wegen “Majestätsbeleidigung” vor Gericht zu zerren.
Der Valle-Bote ist, (Sie wissen es!) was Satire angeht, durchaus kein Kind von Traurigkeit. Auch in Spanien ist die Pressefreiheit in der Verfassung garantiert. Aber die Finger sollten uns eher an der Tastatur abfaulen, als dass wir etwa den Inselpräsidenten als “zoophil” verspotten würden. Pressefreiheit hin – Satire her. Und was in Spanien auf Majestätsbeleidigung steht, das mögen wir gar nicht ausloten. Allenfalls die Behauptung, auf Gomera könne man die schönste Ziege an den abgegriffensten Hörnern erkennen, geht uns Schabernaken gerade noch so über die Lippen. Aber darüber könnte ja allenfalls die eine oder andere Ziege beleidigt sein, die uns aber kaum je verklagen würde. Hoffen wir jedenfalls.
Niemals aber würden wir jemals über die Länge prominenter Glieder oder die Hohlheit politischer Hirne in Relation zu deren “Cojones” auf Gomera spekulieren. Und was glauben Sie, was uns passieren würde, wenn wir es etwa wagten, hier einen Politiker mit einem Schmähgedicht á la Böhmermann zu verarschen? Obwohl es uns – wir geben es ehrlich zu – manchmal schon ganz schön juckte, hier mal das Böhmermännchen zu machen. Wir halten uns da aber doch lieber voll zurück.
Wir sind nämlich nicht lebensmüde!