Bodo mit dem Bagger

Foto: Harald Wiegers

Viel regnen tut es ja auf Gomera nicht. Aber manchmal schon. Und manchmal auch ganz schön heftig. Dann läuft das Regenwasser von den Bergen herab und sucht sich seinen Weg zum Meer. Seit Millionen von Jahren tut es das schon, und im Laufe dieser langen Zeit hat es sich tiefe Täler – sogenannte „Barrancos“ – in den Fels gegraben.
Auch wenn es nicht regnet – und manchmal regnet es ein ganzes Jahr lang nicht – wachsen Palmen und „Cañas“, Büsche und Blumen in den Barrancos und verwandeln die trockenen Täler in ein üppiges, grünes Paradies. Nur manchmal – wie bereits erwähnt – gehen auch regelrechte Wolkenbrüche über der Insel nieder, und dann gibt es Wasserfälle und Überschwemmungen. Weil sich nun schon seit geraumer Zeit Spaniens Bauwirtschaft in der Krise befindet und jede Menge Arbeitslose produziert, haben findige Bauunternehmer und umtriebige Politiker hier nun ein recht lukratives Betätigungsfeld entdeckt: Betonierung der Barrancos zwecks Eindämmung der gelegentlichen Fluten. Diese Fluten nämlich stellten eine ständige Gefahr für Leib und Leben der Anwohner dar. So wurde argumentiert, und mit diesem Argument konnten sich die Jungs allein im Tal des Großen Königs acht Millionen Euro Subventionen in die klammen Kassen spülen.
Nix mehr grünes Paradies – jetzt nur noch grauer Abwasserkanal. Aber immerhin hochwassersicher. Beinahe jedenfalls, denn als das erste Regenwasser durch die zementierte Röhre schoss, da entwickelte es darin einen gefährlich reißenden Strom. Den galt es alsbald zu bremsen, denn sonst hätte er im Laufe der Zeit wahrscheinlich die gesamte Playa ins Meer gespült. Also rückten Bagger und Zementmischer wieder an und betonierten viele kleine Staustufen in den Barranco um den Wasserlauf zu verlangsamen. Dann stellte sich heraus, dass sich das Regenwasser aus den Bergen – verdammte Tat – partout nicht an den berechneten und vorgeschriebenen Weg zum Meer halten wollte. Es floss einfach weiter wie es wollte und überschwemmte nicht nur – wie bisher – Felder und Auen, sondern auch Straßen und Plätze, Restaurant-Terrassen und Promenaden. So also mussten Bagger und Mischmaschinen abermals anrücken um den Wasserlauf zu „modifizieren“. Kein Wunder also, dass sie damit seit vielen Jahren beschäftigt sind, ihren Etat längst überzogen haben und mit ihrer ewigen Bauerei allen Anwohnern und Touristen tierisch auf die Dinger gehen. Manch einer fragt sich, wie viele arbeitslose Gomeros man mit acht Millionen Euro wie viele Jahre lang unbefristet hätte beschäftigen können, um den paradiesisch grünenden Barranco von Valle Gran Rey einfach nur zu pflegen und sauber zu halten. Und die Schäden etwaiger gelegentlicher Überschwemmungen, die hätten sich davon hinterher auch sicher noch problemlos regulieren lassen. Aber uns fragt ja keiner.