Algenblüte

Es hallte ein Aufschrei des Entsetzens durch´s Tal des Großen Königs: “Die Kläranlage funktioniert nicht. Alle Fäkalien gehen ungeklärt ins Meer. Eine ganz große Sauerei! Man kann überhaupt nicht mehr baden ohne sich die Pest an den Balg zu holen”. Mit Abscheu blickten all unsere wackeren, durchaus lobenswerten Umweltaktivist*innen und Weltverbesser* innen auf die braune Brühe, die da an unsere Strände schwappte. In der Tat sah das Zeugs genau so aus, als hätten es Tausende vegan ernährter Kinder mit Dünnpfiff nicht mehr vom Strand bis zur nächsten Toilette geschafft. Hellbraune Suppe lag träge auf den Wellen, und viele besorgte Mütter überlegten ernsthaft, ihren Reiseveranstalter auf Schadensersatz zu verklagen.
Nun ist zwar inzwischen das Meiste, was da in den Ozeanen überall auf der Welt täglich herumschwimmt, tatsächlich nichts als menschliche Schweinerei. Es ist beinahe ein Wunder, dass zwischen all dem menschlichen Abfall, den Chemikalien, dem Schweröl und den Millionen und Abermillionen an Plastiktüten und -flaschen tatsächlich immer noch so etwas wie Natur hervorblinzelt. Kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, ist aber so. Wie beispielsweise Mikro-Algen, Plankton und andere Mikro-Organismen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass in einem einzigen Liter Meerwasser über 20.000 verschiedene Arten von Mikroorganismen herumschwimmen. Normalerweise sieht man die nicht, weil sie so winzig sind. Wenn aber die Wassertemperatur (wie in diesem Sommer auf den Kanaren) so hoch ist wie nie (was sich durchaus auf den Klimawandel zurückführen lässt), dann steigen sie an die Meeresoberfläche und blühen. Dann kann man sie sehen. Und dann? “Ohgottohgottohgott”.