Als Fred Olsen im Jahre 1974 die erste regelmäßige Fährverbindung nach La Gomera aufnahm, da war das für viele Leute auf Teneriffa eine echte Sensation. Da konnte man doch endlich mal auf diese magische Nachbarinsel hinüberfahren, ohne auf dem Postdampfer von Santa Cruz aus eine ganze Nacht lang unter heftigstem Würfelhusten leiden zu müssen.
Sie waren bald schwer enttäuscht, die Affenfreunde, denn der einzige Affe, den es damals tatsächlich auf Gomera gab, war Matajis „Makoko“, ein kleines Kapuzineräffchen, das Mataji einst aus Indien mitgebracht hatte und am Halsband auf der Insel spazieren führte.
Und dieser „Makoko“ hatte auch noch die üble Angewohnheit, Kinder, die ihn füttern wollten, ohne Vorwarnung ziemlich kräftig in den Finger zu beißen, was Mataji dann regelmäßig Ärger bei Polizei und Amtsgericht eintrug. Doch das nur so nebenbei.
Jahre später, als sich Hippies und Kapaiken, denen das sonnige Leben an der Küste zu teuer geworden war, auf bergiger Scholle in Gomeras Wäldern niedergelassen hatten, um dort ein freies Leben in Gottes freier Natur zu führen, da nannte man sie aufgrund ihrer wilden Haar- und Barttracht scherzhaft „Berggorillas“. Und manch alternativer Bergführer benutzte diese armen, inzwischen halb verhungerten Tunichtgute dann sogar auch noch als hinterhältige Reklame für seine zahlenden Gäste. Tagesausflüge zu den Berggorillas, sogenanntes – „Gorilla-Watching“ – wurden zur Attraktion.
Der „Linsenhein“, der in jener Zeit das unvergessene „Wirtshaus im Walde“ führte, versammelte regelmäßig eine ganze Schar dieser Hungerleider um sich und schickte sie, sobald sich eine Wandergruppe angesagt hatte, in den Nebelwald, um dort mit drohenden Gesten und wildem Gebrüll die Touris zu erschrecken. Die flüchteten dann in sein Wirtshaus und kamen erst wieder raus, wenn der Hein sie mit seinem „Montanero“ so besoffen gemacht hatte, dass ihnen die Berggorillas egal waren.
Inzwischen ist es selbst den meisten jener asketischen Berggorillas zu kalt und zu nass in jenen unwirtlichen Teilen der Insel, knapp unterhalb der oberen Baumgrenze, geworden. Zwar erspäht der ausdauernde Naturfreund bei abnehmendem Mond kurz vor der Morgendämmerung hin und wieder auch heute noch einen einsamen, merkwürdig torkelnden Primaten am Fuße des Cedro, aber da handelt es sich dann in aller Regel lediglich um den verspätet heimkehrenden Peter Lustig.
Vereinzelt trifft man in Orten wie Valle Gran Rey inzwischen bereits erste Exemplare einer neuen, auf Gomera bis dato wenig verbreiteten Spezies: Den Schlipsaffen, in der insularen Umgangssprache despektierlich oft auch „Affenärsche“ genannt.
Die Unterstellung, sie würden in großer Zahl zu Schnäppchenpreisen aus dem Penny-Markt von Arsch-Affen-Burg hierher in Bewegung gesetzt, ist jedoch nichts weiter als üble Nachrede.
Wer heutzutage auf Gomera noch richtige Affen sehen will, der sollte nachts einen Zug durch die Inselkneipen machen. Da kann er dann zuschauen, wie sich seriöse Familienväter beim Angraben abgegriffener Inselschnecken selbst zum Affen machen.
Oder er geht sonntags auf den Mercadillo von Valle Gran Rey. Da werden ohne Ende Maulaffen feilgehalten.
Vereinzelt werden auf Gomera (erzählt man sich jedenfalls) auch “Affen geschoben” – nämlich dann, wenn “aufgrund eines Mangels an Drogen oder anderer Konsumgüter etwas dringend herbeigesehnt wird. Manchmal verbunden mit heftigem Zittern oder apokalyptischen Gedanken”. (So steht es jedenfalls im Lexikon)