Die Gefahrenquelle rückte immer näher – aber die Medien ignorierten die Katastrophe. Niemand warnte ernsthaft vor der unmittelbar bevorstehenden gewaltigen Explosion jenes englischen Massengutfrachters, der brennend, ohne Besatzung, aber mit über 40.000 Tonnen hochexplosiven Ammoniumnitrats an Bord seit Wochen unmittelbar vor den Küsten der Kanarischen Inseln im Meer trieb. Daraufhin sollte die brennende Zeitbombe im Schlepptau der “Red Sea Fos” noch näher an die Inseln herangeschleppt werden. Panik machte sich auf Gomera breit. Gerade erst hatte man die tödliche Algenpest überlebt, da kam schon wieder eine neue Katastrophe auf uns zu. Und die Lügenpresse verschwieg – wie immer – die Lebensgefahr, in der wir alle schwebten. Zum Glück gab es Facebook. Da konnten sich die gomerianischen Durchblicker wenigstens ein unvoreingenommenes Bild machen und dieses dann auch gleich fachkundig kommentieren:
“Es klingt wie ein schlechter Scherz, dass die brennende und mit 42.654 Tonnen Ammoniumnitrat beladene CHESHIRE nun noch näher an bewohnte Gebiete herangeführt wird. Es sei die einzige Chance, so die Bergungsfirma Resolve, das drohende Unheil abzuwenden. Stürmische See mit hohem Wellengang und die fehlende Nähe zu einem Hafen mit logistischer Unterstützung würde diese Maßnahme erforderlich machen.
Mit der Kraft eines Hochseeschleppers wurde die explosive Kiste bis 40 Seemeilen vor die Küste geschleppt. Die giftigen Rauchschwaden waren angeblich nur im Umkreis von 4 bis fünf Seemeilen gefährlich. Eine Gefährdung der Inseln oder der Küstenbereiche auch beim Sinken der CHESHIRE wurde ausgeschlossen. Ammoniumnitrat habe die Eigenschaft, sich schnell mit dem Meereswasser zu verdünnen und in südwestliche Richtung abzutreiben.
Beruhigende Worte der Bergungs- bzw. Betreiberfirma, die aber in keinem offiziellen Statement gegeben wurden. Überhaupt gab es weder einen Kommentar der Kanarischen Regierung, noch aktuelle Fotos oder etwa eine größere Resonanz in der örtlichen Presse.
Die CHESHIRE gehört dem britischen Familienunternehmen Bibby Line aus Liverpool. In der Beschreibung der Reederei heißt es „Die Bibby Line Group unterstützt nachdrücklich die Tilgung der Sklaverei sowie die Beseitigung von Knechtschaft, Zwangs- oder Pflichtarbeit und Menschenhandel“. (Irgendwie schon merkwürdig, oder was?)
Geladen waren 42.654 Tonnen Ammoniumnitrat aus Norwegen. Wahrscheinlich von der Firma YARA dem führenden Produzenten und Exporteur von Ammoniumnitrat mit Produktionsstandorten in Porsgrunn und Glomfjorden. Daher gesehen nichts Ungewöhnliches wegen der Verschiffung. Ammoniumnitrat wird als norwegischer Salpeter bezeichnet.
Die beauftragte Bergungsfirma “Resolve”, ein weltweit agierendes holländisches Unternehmen, meinte: ”Das brennende Schiff stelle keine so große Gefahr dar, als dass es sich lohne, in der Weltpresse darüber zu schreiben. Die große weiße Wolke, die man sieht, entstünde durch einen chemischen Prozess, bei dem das Ammoniumnitrat in Wasser und Distickstoffmonoxid gespalten würde, was völlig ungefährlich sei (man sollte es nur in konzentrierter Form nicht einatmen). Sollte Ammoniumnitrat einer hohen Wärmequelle ausgesetzt sein, so gäbe es einen heftigen Knall, und ab einer bestimmten Temperatur gäbe es eine Initialzündung, bei der alle Stoffe ausnahmslos vom festen in den gasförmigen Zustand übergingen. Dabei würde das Volumen explosionsartig ausgedehnt. Aus einem Gramm Ammoniumnitrat würden dann Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff mit einem Volumen von 1.000 Litern. Das gäbe zwar eine gewaltige Schockwelle mit einer Detonationsgeschwindigkeit von 2.500m/s. Da sollte man natürlich nicht neugierig auf einer Luftmatratze daneben schwimmen, aber sonst sei die Sache relativ ungefährlich.
Sollte das Schiff untergehen, würde das Ammoniumnitrat in Wasser gelöst und verdünnt. Es entstünden keine Substanzen, die die Umwelt nachhaltig schädigten. Sollte das Schiff explodieren oder untergehen, wirkte sich natürlich das vorhandene Schweröl in den Treibstoffbunkern umweltschädigend aus. Durch Kühlung wollte man vermeiden, dass es zu einer Initialzündung kam, die Ladung explodierte und damit das Schweröl eine Sauerei machte. Und es wurde in ausreichender Distanz zu den Inseln gehalten, damit, falls es explodierte, keiner zu schaden käme”.
“Ungefährlich? So ein Quatsch! Das Zeugs ist hoch explosiv. Dass selbst der Kontakt mit Wasser heftigste Reaktionen auslöste gibt die Bergungsfirma ja zu. Die Texas-City-Katastrophe vom 16. April 1947 begann mit einem Feuer am Vormittag und gipfelte in der Detonation von ungefähr 2.300 Tonnen Ammoniumnitrat an Bord des in Frankreich eingetragenen Schiffs “Grandcamp” im Hafen von Texas City, Texas. Dabei wurden 581 Menschen getötet.
„Kurz vor 09:00 Uhr wies der Kapitän seine Männer an, die Löscharbeiten zu intensivieren. Dadurch gelangten große Mengen Wasser an Bord, welches eine chemische Reaktion auslöste und den gegenteiligen Effekt hatte, so dass sich die explosiven Stoffe weiter erhitzten. Die überschüssige Hitze des Dampfes veranlasste das Ammoniumnitrat unten im Bauch des Schiffes, durch Wasserdampf und Stickstoffmonoxid eine Reaktion hervorzurufen, die noch mehr Hitze produzierte. Dieses führte schnell zu thermischem Durchgehen”.
Nach verschiedenen eidesstattlichen Erklärungen unserer gomerianischen Durchblicker, spielte sich im Rumpf der Cheshire eine ähnliche chemische Reaktion ab wie damals in Texas. Nur eben viel, viel schlimmer. In fünf Kammern des Schiffes war Ammoniumnitrat gelagert. Drei der Kammern waren bereits in Brand geraden. Die Luke einer einzigen Kammer war geöffnet. Der Rest verschlossen. Darunter reifte eine Wahnsinns-Katastrophe. Soweit die Infos unserer insularen Verschwörungstheoretiker.
Auch, wenn es spektakulär aussah, war das Schiff kein Vorbote einer Apokalypse. Keine riesige Umweltkatastrophe oder Beginn einer Verschwörung geheimer Mächte, die die weltweit vereinte „Lügenpresse“ unter den Teppich kehren musste.
Immerhin hatten unsere insularen Kassandras mal wieder ein paar schlaflose Nächte und konnten über die sozialen Netzwerke die ganze Welt prima verrückt machen. Experten von MEER eV. meinten: Der brennende Frachter könne das Algenwachstum an unseren Stränden beschleunigt und damit eine Mitschuld an unserer Algenpest haben. Aber – als der Frachter in die kanarischen Gewässer einlief, da hatten wir doch schon die Algenblüte in voller Pracht. Ob die Algen vielleicht instinktiv im Voraus wussten, was da auf sie zu kam? Wie manche Vögel, die ein Erdbeben ja auch vorausfühlen können.
Inzwischen ist das Feuer gelöscht, der Frachter in den Hafen von Motril geschleppt, und wir alle warten jetzt gespannt auf die nächste Katastrophe, denn dass die “Kanarische Apokalypse” kommt, daran besteht unter den “Wissenden” auf Gomera nicht der geringste Zweifel. Und was uns die Lügenpresse verschweigt, das sagt uns in absoluter Ehrlichkeit und Klarheit ja täglich das Internet.