Nun ist also auch auf Gomera der Straßenkarneval volle Kanne ausgebrochen. Alle die glaubten, dem rheinischen Frohsinn in den Weiten des atlantischen Ozeans entkommen zu können, erlebten ihr blaues Wunder. Karneval im Valle ist schlimmer als „Kölle Alaaf“. Vor allem, seit die vorsätzliche Körperverletzung durch die traditionell dezibelstarken Dorfkapellen noch durch die gomerianische Version einer dröhnenden Love-Parade multipliziert wurde. Mit akustisch hochgerüsteten Techno-Wagen „musizierte“ die Jugend volle Pulle gegen die Lautsprechertürme der Kanarenpolka an. Alle zur gleichen Zeit. Mit den Reglern am Anschlag. Bis fünf Uhr früh eine Kakophonie des globalisierten Wahnsinns. Und weil die “Musik” des einen Hully-Gully-Gefährts noch viel lauter war als die der anderen, fingen die Jungs auch noch an, sich gegenseitig die Lautsprecher zu zerkloppen und die Verstärker zu demolieren. Gegen Morgen eskalierte das Ganze dann zu so einer Art gomerianischem Bürgerkrieg, bei dem sich die Raver gegenseitig in die Notaufnahme des Centro de Salud prügelten. Mann, war das lustig!
Wohl dem, der rechtzeitig sein Heim im Tal gegen ein Bett im Lorbeerwald eingetauscht hatte.
Zum Ende des Karnevals wird dann die Sardine verbrannt – ein Brauchtum, vergleichbar mit dem Aschekreuz am Aschermittwoch. Danach ist Schluss. Denkt man. Weil man aber gerade so schön am Feiern ist wird noch eine ganze Nacht lang Remmidemmi angehängt. Da freut sich der Touri. Tröstend ist da nur der alte Schlager “…denn nur einmal im Jahr ist Karlmaldran” (oder so ähnlich).