Trauerreisen

Nun also hat auch Europas größter Reiseveranstalter, TUI, die Trauer als Reisemotivation entdeckt. Waren es bisher in erster Linie ja fröhliche Zeitgenossen, die in Kegel- und Swinger-Klubs den Ballermann-Eimer leerten und die Schinkenstraße vollkotzten, so geht künftig wohl eher die Träne auf Reisen. Zunächst hatten wir bei dem Begriff “Trauerreisen” ja gedacht, da würden Reisen zu den armen Hoteliers und Appartementbesitzern organisiert, die sich aufgrund ausbleibender Pauschis an der Palme aufknüpften. Ganz falsch! Es sind in erster Linie Frauen jenseits der 60, die bisher mit „Regenbogenreisen“ oder „Reiseinsleben“ ihre schwarze Witwenkluft bis zu uns nach Gomera trugen. Denen gingen die Pleitiers voll am Dingens vorbei. Die trauerten um frühzeitig verschiedene Familienmitglieder, was ja unter kanarischer Sonne auch viel besser geht als im Grau der kalten Heimat.
Künftig soll diese Gruppe erheblich erweitert werden – so jedenfalls planen es die Marketingexperten der TUI in Hannover. Bei jeder Reise steht künftig sogar eine Dipl. Trauerberaterin rund um die Uhr zur Verfügung.
Mit den Trauerreisen will die TUI „nicht unbedingt das große Geld machen“ sagt Carsten Cossmann, Leiter der Abteilung Gruppen- und Sonderreisen der TUI. „Sie werden ein Nischenprodukt bleiben. Unsere Marke steht aber für Sicherheit, Vertrauen und Harmonie. Dazu passt die Sorge um Hinterbliebene ganz ausgezeichnet“.
Für die Ausarbeitung des Programms holte sich die TUI einen Trauerexperten ins Team: Fritz Roth, einen Bestattungsunternehmer und Organisator der „Trauerakademie“ in Bergisch Gladbach. Mit dem wurde auch das Konzept erarbeitet: Vormittags Gespräche und Trauerarbeit, nachmittags Sightseeing und Kultur, abends gutes Essen und ein Unterhaltungsprogramm. Dazu eine Menge von Aktivitäten: Verstorbenen werden Bäume gepflanzt; es werden Steine für sie abgelegt; es werden Federchen in Bächlein geworfen…
Na Gott sei Dank. Dann können unsere Beherbergungsunternehmer ja wieder frohgemut in die Zukunft schauen und – statt sich an die Palme zu hängen – ein hochprozentiges Beileidströpfchen zu sich nehmen.