Editorial

Ein Wort unseres bedingt zurechnungsfähigen Herausgebers.

Claudio

Kreuzfahrer

Fast hundert Kreuzfahrtschiffe werden diesen Winter auf La Gomera anlegen. Präsident Casimiro Curbelo freute sich über diesen Erfolg und das Potenzial der Insel, „sich als fester Zielort im Kreuzfahrttourismus zu etablieren“. Dies, so meint er, komme der wirtschaftlichen Entwicklung der Insel zugute. „An einem Tag können hunderte Kreuzfahrttouristen auf die Insel kommen, und diese geben im Durchschnitt 30 Euro pro Person aus. Außerdem ist für diese Besucher der erste Besuch oft der Anlass für weitere, längere Urlaube.“ Da fällt einem doch nix mehr ein!

Wahljahr

Wir hatten es im Valle-Boten ja versprochen: 2023 wird alles besser. Logo: Es war ja Wahljahr. Auch wir durften da wieder mitwählen.
Egal wen wir wählten, angedingenselt wurden wir so oder so, auch wenn wir nicht wählen gingen.
Aber weil wir ja alle wählten, konnten wir uns wenigstens aussuchen, von wem.
Und jetzt staunen wir hier auf Gomera genauso wie unsere Landsleute in der Kalten Heimat, über all die vielen Versprechungen, mit denen die Politiker Stimmen für diese Legislaturperiode keilen wollten.
In Valle Gran Rey zum Beispiel sollte es zunächst mal eine direkte Autofähre vom Valle direkt bis nach Teneriffa geben. Armas soll bereits ein nagelneues Schiff dafür gebaut haben. (Leider ist die Firma inzwischen so gut wie pleite).
Außerdem geben sich die Kreuzfahrtschiffe im neuen Hafen gegenseitig die Klinke in die Hand. Aber „glühende Kreditkarten“ gab es keine.
In der „Fußgängerzone“ von Vueltas sollte eine neue Tiefgarage gebaut werden, damit alle Anwohner dort kostenlose Parkmöglichkeiten direkt vor ihrer Haustür haben.
Und die „Sonderwirtschaftszone“ sollte Kohle ohne Ende bringen. Die sollte uns (genau wie die Kreuzfahrtschiffe) alle reich machen. Nixus maximus.
Der Tunnel vom Hafen nach Argaga sollte fertiggestellt werden, damit alle Hippies mit ihren neuen Mercedessen direkt bis in die Schweinbucht nageln konnten. Wurde auch (noch) nix.
Die Gäste der Finca Argayall brauchten angeblich nicht mehr zu schwimmen oder über Zäune und Mauern zu klettern. Und kein Einwohner von Argaga sollte vorzeitig den Löffel weglegen, weil die Ambulanz nicht hinkam.
Guantanamo sollte komplett geschlossen werden. Künftig sollte man dort ganz entspannt zwischen den vielen Yachten der nagelneuen Marina baden können.
Alles war natürlich davon abhängig, dass die Partei des Kaisers wieder die absolute Mehrheit im Gemeinderat erreichte. Das schöne Bergrestaurant, einst liebevoll von Cesar Manrique gebaut, sollte wieder bewirtschaftet werden.
Das Ayuntamiento machte die Realisierung dieses Projekts natürlich davon abhängig, dass der Bürgermeister wiedergewählt wurde. Wie überall in der Welt sollten dann auch im Valle alle Steuern gesenkt und alle Einnahmen verdoppelt werden.
Covid ist vorbei. War ja auch nur eine harmlose Grippe. Der Trump hatte recht. Klabauterbach war nur ein Spinner. In Teheran werden den Mullahs von den Frauen die Dinger an die Tür der Koranschule genagelt, und alle katholischen Pfaffen werden ab sofort zwangskastriert.
Zölibat ist damit überflüssig. Die kleinen Messdienerlein können unbesorgt in der Sakristei ihre Unterhosen wechseln. Die Türken jagen ihren Sultan endlich außer Landes, und dem Putin werden Chuck Noris und das A-Team auf den Hals gehetzt. Notfalls mit ein paar Millionen Dollar als Kopfgeld.
Und – zack – schon isser weg. Wie gesagt: NACH den Wahlen.

Schnabeltässler lieben La Gomera

Ihr solltet Euch schämen die (angeblich trotz aller Preissteigerungen immer noch unzureichenden) Tourismus-Einnahmen nun den armen Rentnern in die Schuhe schieben zu wollen. Hat man Euch denn nie etwas von Ehrfurcht vor eisgrauen Haaren oder so beigebracht? Und was ist mit der Weisheit des Alters, die uns unverbesserliche Schabernaken im Valle-Boten dazu veranlasst, statt bescheuerter Darmtouristik lieber den Begriff „Schnabeltässler“ zu verwenden. Wer sich dadurch beleidigt fühlt, der sollte unsere Postille besser ungelesen in die Tonne treten. Beleidigte Leberwürste (und Leberwurst*innen) können mit Satire ja eh nix anfangen.

(w)Affenzirkus

Gomera ist nicht nur eine fröhliche, Gomera ist auch eine total friedliche Insel. Das weiß man immer erst dann so richtig zu schätzen, wenn mal wieder so ein
geisteskranker Gröfaz sein Nachbarland überfällt. Die TV-Bilder (egal ob gefaked oder nicht) versauen uns den Sonnenuntergang an der Playa. Und wie bei den Kriegen in Vietnam, Korea, Palästina, Afghanistan, dem Kongo etc. sind es ja immer nur die kleinen Kacker, die an der Front verheizt werden. Die haben da meist überhaupt keinen Bock drauf und deshalb auch noch nie einen Krieg je angefangen. Das waren immer und sind auch heute noch die Regierungen. Mal per Geburt an die Spitze des Staates gelangt, mal durch Vater- oder Brudermord sich selbst dorthin manövriert. Manchmal (aber leider nur sehr selten) konnte sich das Volk per Tyrannenmord von so einem Schweinehund befreien.
Heute bestimmen demokratisch gewählte Führer über Krieg und Frieden, aber
trotzdem hat sich kaum etwas geändert. Nach wie vor kriegt irgendwo auf der Welt so ein Schweinehund imperiale Gelüste.
Gerade hat Putin den größten Krieg in Europa seit 1945 gestartet und droht sogar mit dem Einsatz von Atomwaffen. Die überraschende Antwort aus Deutschland: allgemeine Aufrüstung.
Waffenexporte auch in Kriegsgebiete. Die bringen schließlich richtig Kohle.
Vor diesem Hintergrund ist es um den Pazifismus (selbst in unserer kalten Heimat) schlecht bestellt. Er scheint weder dort, noch im Rest dieser bekloppten Welt zeitgemäß zu sein.

Wie schön und lobenswert ist da, dass wir auf Gomera seit mehr als dreißig Jahren unseren gütigen Kaiser Kasimir haben, dem imperiale Ambitionen jedweder Art voll am Dingens vorbeigehen. Unser gewähltes Inseloberhaupt fängt keinen Krieg an. Keinen Krieg mit Marokko und erst recht keinen Bürgerkrieg mit Spanien. Der gomerianische Pazifismus wäre eigentlich für die ganze Welt erstrebenswert.
Allenfalls eine legitimierte Minimalarmee, eine Art globaler Schweizer Garde, könnte dafür sorgen, dass internationale Konflikte nicht gewalttätig werden (und dann vielleicht auch uns friedliche Gomerianer in eine ähnliche Situation bringen wie heute die armen, bemitleidenswerten Ukrainer.

„Süß ist es, für das Vaterland zu sterben“, meinten die herrschenden Kriegstreiber schon seit den Zeiten der ollen Griechen, die sich daraufhin gegenseitig auf die Rübe hauten. Gründe dafür ließen sich immer finden. Zehn Jahre lang dauerte der Krieg der Griechen gegen die Trojaner, bloß wegen der „schönen Helena“, die Paris, der Sohn des Königs von Troja, in die Kiste gelockt hatte. Weil Helena aber schon mit dem König Spartas verheiratet war, gab es Krieg. Dann wurde hüben wie drüben allgemein „für das Vaterland“ gestorben, weil das ja schon damals so unheimlich süß war.
Und weil der Spruch von den Freuden des Heldentodes tausend Jahre und länger so prima funktioniert hatte, darum versuchen es Säbelrassler und die PR-Abteilungen der Rüstungsindustrie auch heute noch mit dem gleichen Quatsch.
Gott sei Dank inzwischen meist vergeblich. Maul bei Facebook aufreißen, das ja. Da kann man den größten Schwachsinn verbreiten und vielleicht sogar selbst daran glauben. Tut ja auch keinem weh. Vor allem einem selbst nicht. Aber gleich dafür sterben? Nö. Vielleicht besser doch nicht, oder was?

Wenn es heute Krieg gibt, dann geht da kein Mensch mehr freiwillig hin, weil es so geil ist, für das Vaterland zu sterben. So etwas glauben heutzutage höchstens die Generäle, die sich hinterher stolz bunt lackiertes Blech an die Brust hängen können (siehe Titelseite).
Bei uns, auf Gomera, lockt man mit so was keinen Hund an die Front.

Sommer ist vorbei

Gott sei Dank ist der Sommer vorbei. In den vergangenen Monaten haben uns die nationalen Touristen auf La Gomera nämlich fast genauso totgetreten wie auf Norderney, Sylt oder Rügen. Nix mehr Krise. Das Cabildo meldete stolz 90% Auslastung aller Hotels und Ferienwohnungen währen der Sommermonate. Da jubelte der Kommerz, sofern er sich rechtzeitig auf den spanischen Besucher eingerichtet hatte.
Die spanische Internetzeitung „gomeranoticias“ schrieb sogar, dass das Cabildo von La Gomera in den „überregionalen Zeitungen wie dem Valle-Boten“ inseriert hatte.
Kommentar im (deutschen) Netz: „Hi, hi, ausgerechnet im Valle-Boten“.
Immerhin hatten wir ja unter dem Ausbleiben all unserer Corona-gebeutelten Landsleute ähnlich zu leiden wie unsere deutsch-gomerianischen Unternehmer.
Ein spanisches Sprichwort sagt aber: „Gott würgt, doch er bringt nicht um“.

No problem

Wir stecken uns keinen Sand in den Kopf, auch wenn die Winterstürme mit Schnee und Eis Europa lahmlegen. Wenn es auf Gomera schneit, dann ein paar Zentimeter hoch auf den Bergen, wo man ja eh nur den zugewanderten Berggorilla oder den winterharten Teutonen trifft. Und die wabernden Corona-Viren, die wandern irgendwo am Inselhorizont vorbei. No problem.

Hurra wir leben noch

Noch gar nicht so lange her, da saßen wir gemütlich im „Esperanto“ am Hafen zum Abendessen. Gerade wollten wir das Fischfilet entgräten, da ertönte zum ersten Mal jener markerschütternde Schrei, der in den folgenden Wochen und Monaten auch auf Gomera den unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang ankündigte:   „Corona“!

Als dann im Lokal auch noch das Gerücht die Runde machte, ab sofort herrsche in ganz Spanien ein absolutes Ausgangsverbot, und alle Restaurants müssten ab sofort schließen, da tippten wir uns an die Stirn: Alle Restaurants zu? In einem Ferienort? In der Hochsaison? Das konnte doch nur wieder eine dieser üblichen Gomera-Dingenshaus-Parolen sein. Als dann einer sogar noch erzählte, man dürfe künftig nicht einmal mehr an den Strand, da war es uns eigentlich mal wieder völlig klar: Gomera, wie es singt und lacht.

Gleich am nächsten Morgen aber lieferte das Fernsehen eine Ansprache des spanischen Ministerpräsidenten: Tatsächlich! Alle Läden zu. Bis auf Weiteres totale Ausgangssperre.

Jetzt drehte Gomera am Rad: „Ab morgen fährt keine Fähre mehr. Alle Flugverbindungen werden eingestellt, alle Hotels geschlossen. Nur noch Einheimische dürfen auf der Insel bleiben. Alle Ausländer würden jetzt zwangsweise außer Landes gebracht“. Das Deutsche Konsulat veranstaltete bereits letzte Heimholaktionen. Da musste man sich SOFORT melden, wenn man aus der Fremde noch zurück in die Kalte Heimat wollte.

Natürlich wussten all unsere Er- und Be-leuchteten auch sofort, wer hinter all dem steckte:  „Die Regierungen von 99 Prozent der Staaten dieser Erde haben sich plötzlich gegen ihre Bevölkerung verschworen. Sie wollen sie wirtschaftlich ruinieren, unterdrücken und in den Untergang führen. Oder sie sind einfach nur dumm. So dumm, dass sie nicht erkennen, dass nur wir, auf Gomera, erleuchtet wurden und die „Wahrheit“ erkennen konnten.

Nahezu alle Medien dieser Welt sind fremdgesteuert und berichten nicht die Wahrheit. Wer steuert? Je nach politischer Couleur die CIA, der KGB, der Mossad, Bill Gates oder der Weltverband der Brieftaubenzüchter.“

„Die Chinesen! Die haben in ihren geheimen Laboren das Virus entwickelt und auf die Menschheit losgelassen. So wollen sie die Weltherrschaft erringen. Die haben auch längst den Impfstoff dagegen gefunden, geben ihn aber erst raus, wenn das in ihren Plan passt“.

“Es gibt einen Plan, der alle „nutzlosen Esser“ eliminieren soll. Als „nutzlose Esser“ bezeichnen die „Eliten“ alle Menschen, die unbequem sind. Der Plan existiert seit mehreren Generationen. Angestrebt wird eine kleine Menge Menschen (500.000 – mehr Diener benötigen die Herrschenden nicht), die gerade klug genug ist, um für sie zu arbeiten, aber nicht intelligent genug, um zu protestieren oder selbständig zu denken. Bewerkstelligt werden soll das alles mittels des “Codex Alimentarius”.

Unsere vielen weisen Frauen auf der Insel wussten auch: „Das Virus wird nun vor allem diejenigen hinraffen, die sich vorher gegen Masern, Grippe, Kinderlähmung, Keuchhusten oder Tuberkulose haben impfen lassen. Impfungen, vor denen ja seit eh und je gewarnt wurde, haben nun das Tor für das Coronavirus sperrangelweit aufgemacht. Das habt ihr nun davon!“

Ab sofort wurde bei jedem, der noch mit der Fähre aus San Sebastian kam, die Temperatur gemessen. In einem Pkw, der gleich am Hafen desinfiziert werden musste, durften nur noch maximal zwei Personen sitzen: eine vorn, eine hinten (und zwar quer!)“.

Und dann gab es ab sofort kräftige Geldstrafen: Wenn einen die Polizei auf der Straße erwischte: 601 €. Wenn man “frech” wurde: 2.000€. Wenn man aggressiv wurde: 3.000€. Wenn man körperlich aggressiv wurde oder Drohungen aussprach: 10.400€. All das (und einiges mehr) wurde in offizieller, gedruckter Version von der Regierung rausgehauen.

„Hallo, ich bin gerade empört und hilflos. Es reicht ja wirklich wie es ist mit all den Einschränkungen und nicht in Kontakt gehen um niemanden anzustecken sehe ich auch ein. Aber wenn jemand angebrüllt wird von der Polizei beim Einkauf geht das zu weit. Einem Freund von mir ist das auch passiert. Sowas muss man sich doch nicht gefallen lassen. Weiß jemand wo man sich da beschweren kann? Dieser Mensch, auch wenn es für ihn Stress ist, sollte darauf hingewiesen werden, dass das nicht angemessen ist. Weiß jemand ob man da was machen kann und wenn wo? Bin aufgewühlt, das ist ja wie im Faschismus!“

Auf La Gomera versprühten bald pro Tag insgesamt 160 Einsatzkräfte 18.000 Liter Desinfektionsmittel auf Straßen und Plätzen. Sogar die Verkehrsschilder in drei Metern Höhe wurden in der giftigen Lauge geradezu gebadet.

Alsbald meldeten sich Epidemiologen, Virologen, Institutsleiter und alle möglichen „Experten“ in der Weltpresse und auf allen TV-Kanälen mit anstudiertem Fachwissen. Zum Beispiel DIE ZEIT:

„Auf Bildern in Medienberichten war immer wieder zu sehen, wie Menschen in weißen Schutzanzügen ganze Fahrzeuge mit massenhaft Desinfektionsmitteln besprühten, es in Straßen verteilten und auf öffentlichen Plätzen Bänke und Laternenmasten abspritzten. „Totaler Unsinn“, meint die Virologin Brinkmann. Für sie sind Maßnahmen wie diese öffentlichkeitswirksam, sie sollen beruhigen. Flächendeckend ist der Aufwand absurd hoch und nicht zielführend. Das Virus wird in erster Linie von Menschen übertragen und nicht durch Parks, Gehwege oder Straßen.“

Da krochen auch auf Gomera alsbald emeritierte Professoren, Doktoren und sonstige Schlauberger*Innen dutzendweise aus dem Lorbeergebüsch. Galt bisher lediglich Professor Dr. Herbert Scheuermann, der im Valle-Boten seit Jahren über die großen Irrtümer der Menschheit doziert, als akademische Koryphäe, so wetteiferten jetzt Deutsch-Gomerianer im Sechserpack um den Nobelpreis in Virologie:

„Von der Sprüherei sterben die Bienen! Bei uns im Garten fallen sie zu Hunderten von den Bäumen.“

„Grade wurde unsere Straße von Männern mit blauen Anzügen und Maske besprüht, oh mein Gott stellt euch vor es hat nicht einmal wirklich gestunken, keine Migräneanfälle, keine Atemnot und sogar die Bienen leben noch“.

„…Aber meinen Hund hat es erwischt. Der hat auf einmal ganz entzündete Pfoten und total dicke Eier“.

„Es dürfen doch sowieso nur noch Einheimische auf der Insel bleiben oder Langzeitresidenten“.

„die Kontaktsperre dauert zwei Jahre. Alle Kleinunternehmen sind bis dahin pleite. nur wenige wie Amazon, Microsoft etc. haben alles aufgekauft. Die Läden sind leer. Fast niemand hat mehr Arbeit, wir werden alle überwacht und Essen wird rationiert, und fast niemand hat mehr Geld, etwas zu kaufen. Die Mieten können nicht mehr bezahlt werden, die Kriminalität nimmt zwar ab, aber die häusliche Gewalt nimmt zu. Wer die Miete nicht mehr bezahlen kann, muss die Wohnung verlassen, wer Strom und Gas nicht mehr zahlt, kann auch nicht mehr kochen.

Es wird nichts mehr produziert, die Wirtschaft steht still. Bei den Amazons sieht es derweil auch schlecht aus, weil niemand mehr etwas kaufen kann. Die Reichen haben ihre Vorräte auch aufgegessen. Die Kindersterblichkeit steigt an, da es auch keine Kondome etc. und keine Nahrung mehr gibt. Alles Geld, das existiert, liegt in der Hand weniger und sie haben nicht nur alle Kleinunternehmen, sondern auch alle Häuser aufgekauft, in denen allerdings niemand mehr wohnt. Da immer noch Ausgangssperre herrscht, hat sich die Bevölkerung angesichts dessen in Luft aufge-löst. Die Zitrone ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgequetscht.

Das lese ich jeden Tag auf Facebook… nicht so komprimiert, aber zusammengefasst. Lasst uns also Särge bestellen, solange das noch geht“.

Und vor Jahren schon hatte der Valle-Bote in seiner Nummer 99 prophezeit: „Die Welt geht unter“. Jetzt war es wohl endlich so weit.

Doch Wahnsinn! Wir leben immer noch.

Freitags for Future

Auf Gomera protestieren wir beileibe nicht nur Freitags for Future. Wir kämpfen auch den gesamten Rest der Woche für unser sterbendes Klima. Aber hallo!

SUV? Fahren wir nicht. Nie!!! Wir haben nicht mal mehr einen klapprigen Panda. Auch kein Motorrad. Nicht mal ein Moped. Wir eiern mit unserem uralten Drahtesel durch das Biotop. Null Emission, null Co2, null Feinstaub. Wir essen keine toten Tiere. Wir leben alle vegan, oder zumindest vegetarisch. Auf jeden Fall leben wir auf Gomera voll asketisch.Einkaufen nur noch im Jutebeutel. Und ausschließlich Nahrungsmittel, die hier auf der Insel wachsen. Kiwis lassen wir liegen. Auch Erdbeeren aus Südafrika, Kirschen aus Chile oder Linsen aus Kanada. Wegen der Transportwege und des Klimas und so.

Natürlich trennen wir unseren Müll. Wir verwenden auch keine Plastiktüten mehr. Selbst unsere Hundekacke auf der Straße sammeln wir nicht mehr in Plastikbeuteln, sondern nur noch in Papiertütchen auf. Damit müssen wir uns allerdings ein wenig beeilen, weil die sonst durchweichen, und man da dann mit der Kacke in den bloßen Händen durchs halbe Dorf zum Müllcontainer laufen muss. Und wenn uns der kleine Bordsteinkacker mit seinem Gekläff auf den Pinsel geht, dann fliegen wir ihn liebevoll mit einem Flugpaten von Pro-Animal in die kalte Heimat. Ob er nun will (der Hund) oder nicht

Wegen des ökologischen Fußabdrucks bauen wir auch keine Steinhäuser mehr, sondern nur noch Hütten aus Schilfrohr. Das wächst im Barranco wie Unkraut und brennt voll prima, wenn es da zu lange einfach so rumsteht. (Haben wir ja alles erlebt – noch gar nicht so lange her).

Weil der Meeresspiegel immer weiter steigt, das Meer sich immer weiter erwärmt und versäuert, pinkeln wir nicht mehr in den Ozean. Nicht mal wenn es keiner sieht. Im Gegenteil: Wir sammeln sogar den Müll vom Strand und tauchen im Hafenbecken Batterien und Autoreifen auf. Dann halten wir uns bei den Händen und singen Fährfrauenlieder für unsere arme Mutter Erde, die heutzutage so schrecklich leiden muss.

Und während wir das alles und noch viel, viel mehr dafür tun, dass unser Klima nicht allzu bald total vor die Hunde geht, und auch unsere Enkel noch richtige Luft atmen können, fackelt dieser Schweinehund Bolsonaro den brasilianischen Regenwald ab. Da fühlen wir uns doch irgendwie voll verarscht, oder was? Deutschland verkauft wieder jede Menge Waffen an die Emirate im Nahen Osten. Die Amis rüsten Saudi-Arabien auf. Und Israel. Die Russen verkaufen Waffen in die Türkei und den Iran. Wir auch.

Bolsonaro fackelt den Regenwald am Amazonas ab. Trump den Urwald von Alaska. Die Indonesier schlagen ihre Inseln kahl. Die Chinesen sind mit ihrer “Seidenstraße” dabei, Asien, Afrika und Europa “einzugemeinden”, damit sie bald die ganze Welt mit ihrem Billigplastik zuscheißen können. Das schwimmt dann hinterher im Meer, und wir, auf Gomera, müssen das Zeugs dann rausfischen und in die Mülltonne “entsorgen”.

Sagt mal, Leute, habt Ihr sie eigentlich noch alle?

Vor nunmehr gut 25 Jahren druckten wir im Valle-Boten das nachfolgende Editorial:

“Wir sind kein verlaustes Hippie-Blatt, auch wenn uns mancher unserer Leser und Leserinnen nach der letzten Ausgabe als solches beschimpfte. Gern würden wir es ja auch diesen chronischen Meckerbolzen rechtmachen. Vielleicht sollten wir uns wirklich bemühen, uns fürderhin einer kultivierteren Sprache zu befleißigen. Es sollte vielleicht nicht mehr Bocklosigkeit sein, die uns depressiv stimmt, sondern Unpässlichkeit. Weder sollte in Zukunft der Bär los sein, noch der Papst boxen. Stattdessen sollten nur noch Heiterkeit und Frohsinn die Sträßchen unseres entzückenden Ferienparadieses erfüllen. Statt „Käse aus Kohlrabien“ sollten wir „Nachrichten aus der Heimat“ bringen und statt von der Bundesbirne künftig – wenn überhaupt – nur noch von „unserem“ Herrn Dr. Kohl sprechen. Begriffe wie „geil“ sollten wir mit „lieblich“ übersetzen – die Steigerung wäre dann allenfalls „ober-affen-turbo-scham-titten-lieblich“ oder so.

Wie gesagt: Wir sollten uns bessern, denn schließlich – so sagte man uns mehrfach und überdeutlich – sind es ja nicht die „Ruinas“, die „Kaputtniks“, die uns die Knete – pardon – das Auskommen sichern, sondern die besseren Leute. Und die sagen niemals „Scheiße“, sondern allenfalls „Igitt“. Andererseits, wenn wir uns das alles so recht überlegen, sind wir hier schließlich immer noch und gottseidank im Valle, und nicht in einem dieser abartigen, sterilen Touristen-Ghettos auf einer der Nachbar-Inseln. (Namen sind der Redaktion hinreichend bekannt). Und so meinen wir denn, dass die „feinen Leute“ doch vielleicht eher die „Elegante Welt“ oder „Madame“ lesen sollten, wenn sie sich am Swimming-Pool ihre Piñacoladas ins Gesicht schütten – pardon – daran nippen. Wir, vom Valle-Boten, möchten doch lieber unserem Motto treu bleiben, so wie es seit Anbeginn im Titel unserer Zeitung steht: „unabhängig – überparteilich – abgedreht.“ Wobei die Betonung natürlich nach wie vor auf „abgedreht“ liegt. „Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst, die keiner kann,“ heißt es im Volksmund. Und wenn wir mal ganz ehrlich sein dürfen, dann wollen wir es eigentlich auch gar nicht „jedermann“ recht machen”.

Das schrieben wir – wie gesagt – vor über 25 Jahren. Und in der Zwischenzeit haben wir unsere Meinung nicht geändert. Obwohl wir jetzt ja auch nicht mehr als “Hippie-Blatt”, sondern allenfalls als “Hinz&Kunst” verunglimpft werden könnten, denn statt Hippies gibt es auf Gomera ja inzwischen nur noch “Obdachlose”.

Es geht weiter

Wenn ich Jude wäre oder Katholik, Quaker, Muslim, Pastafarian oder Buddhist – der Abschied wäre leichter.
Bei der Beichte würden dem Pfarrer vielleicht ein wenig die Ohren bluten, aber ich käme immerhin anschließend in den Himmel.
Dahin käme ich auch, wenn ich mich in der U-Bahn, dem Stadion oder einem Rock-Konzert in die Luft sprengen würde. Da bekäme ich dann
sogar noch ein halbes Hundert niedlicher Jungfrauen als Zugabe hinterhergeschmissen.
Ich glaube auch nicht, dass ich eines Tages wiedergeboren werde. Selbst bei frömmstem Lebenswandel nicht.
Weder als bunter Schmetterling auf der grünen Wiese, noch als Filzlaus am Sack des Erzbischofs von Canterbury.
Als gottloser Geselle ist mit dem Zuklappen des Sarges wahrscheinlich Schicht im Schacht. Ende der Veranstaltung. Einfach Licht aus.
Und dann geistert man – wenn man Pech hat – als so eine Art “Untoter” im Nirwana herum, ist nirgend zuhause, weder im Himmel, noch in der Hölle,
noch am Sack des Erzbischofs. Jungfrauen kriegt man auch keine. Keine Harfe, kein Manna. Als arme, ungläubige Seele ist man beschissen dran, wenn man tot ist.
Besser also, man lebt noch eine Weile alt und gebrechlich vor sich hin. Auch wenn es weh tut. Noch ist es ja nicht ganz so weit.
Noch hänge ich hier inzwischen zwar schon halb über der Klippe – aber eben nur halb. Der Rest zuckt noch. Und überlegt, ob man das mit dem Löffelabgeben
nicht doch besser noch eine Weile vor sich herschiebt. Seit ich gelesen habe, dass die Zahl der über-100-Jährigen überall auf der Welt rasant ansteigt,
denke ich mir, dass das auf Gomera wohl auch nicht anders ist. Außerdem hat Helmut Schmidt noch im Alter von 97 Jahren “Die Zeit” herausgegeben.
Da bleiben mir ja, nachdem ich auch noch das Rauchen aufgegeben habe, noch reichlich Jährchen, um meine unzensierten Perlen unter die Säue zu werfen und
meine immer piefiger werdenden Mitinsulaner auf die Nudel zu schieben. Wahrscheinlich würde ich mich ja sonst möglicherweise heftigst langweilen und mir bei Karsten mein bisschen verbliebenes Resthirn wegsaufen. Was auch kein allzu prickelnder Gedanke ist, weil ich zwar früher eine ganze Woche saufen konnte, und dann einen Tag lang einen dicken Kopp hatte.
Heute muss ich spätestens nach dem 3. Bier künstlich beatmet werden.
Also wird – anders als ursprünglich geplant – diese 100ste Ausgabe wahrscheinlich doch noch nicht die letzte sein. Alle Abonnenten können aufatmen. Die Kohle ist nicht weg.
Der Valle-Bote ist ja auch nicht “Air Berlin”, oder was? Und all unsere verzweifelten Leserinnen können ihre Tränchen trocknen und wieder fröhlich in die Zukunft blicken.
Es gibt jetzt ja wahrscheinlich doch noch längere Zeit was zu lachen, auf unserer immer trauriger werdenden Bananeninsel.
Anderes Thema:
Eine neue Regierung gibt es nun auch wieder in der Kalten Heimat. Zangengeburt. Und mancher fragt sich, wer diese Flitzpiepen eigentlich gewählt hat.
Wenn wir in diesen Tagen über die Uferpromenade von Valle Gran Rey schlendern, dann wissen wir es. Früher liefen da immer Leute rum, die sahen aus wie Mick Jagger oder Bob Marley.
Heute sehen die alle aus wie Alexander Dobrindt. Da fällt es einem doch glatt wie Schuppen von den Augen: Aha! Das sind die neuen Wähler in der kalten Heimat.
Dann ist es ja auch klar, wen die in ihre Regierung wählen, und mit wem die unter der Decke kunkeln um einen Ministerposten zu erschleimen.
Nee, Leute, mit diesen “Volksvertretern” wollen wir nicht mal per Briefwahl was zu tun haben.  Da halten wir uns aber ganz schön und ganz weit fern von. “Sweet Home La Gomera!”

Dunkeldeutschlandwasserholer

Nee, nee, Leute.

“Dunkeldeutschland” ist keine Erfindung unseres heiligen Kanonenrohrs im Schloss Bellevue. “Dunkeldeutschland” gab es schon vor über dreißig Jahren, als wir ausgewandert sind. Damals war es in ganz Kohlrabien dunkel. Jedenfalls kam uns das so vor, sonst wären wir ja auch nicht ausgewandert. Und schon damals lag es keinesfalls nur an der fehlenden Sonne.
Vielleicht war es damals noch nicht ganz so dunkel wie heute, aber es war in weiten Teilen Bayerns und Niedersachsens doch schon ziemlich duster. Heute, nach Mauerfall und Wiedervereinigung, ist es da zwar auch kaum viel heller geworden, aber heute sind es ja vor allem die Sacksen die sich als die wahren Dunkelmänner der Nation hervortun. Lauter Bekloppte, die in der Gegend rumlaufen, “Ausländer raus!” grölen und überall Flüchtlingsheime anzünden.
Zwar recken auch in anderen Teilen unseres ehemaligen Vaterlandes vermehrt wieder Nazis den Hals aus der braunen Suppe, aber im Osten scheinen sie das inzwischen sehr viel ungenierter tun zu dürfen als beispielsweise auf St. Pauli, wo sie nämlich gleich reichlich auf die Glocke kriegen.
Auch bei einigen unserer deutschen Neuresidenten stellen wir eine heimliche Verbräunung fest, die nicht von der kanarischen Sonne kommt. Die haben sie offensichtlich unbemerkt ins Land geschmuggelt. Zwar halten sich unsere insularen Bräunlinge noch gut bedeckt (was auch besser für sie ist) und bleiben vorwiegend unter sich, aber in einigen Hirnen rumpelt es doch bereits vernehmlich wieder ziemlich teutonisch national. Hoffentlich ist das nicht ansteckend! Schließlich haben wir nicht den geringsten Bock darauf, möglicherweise wieder nach Dunkeldeutschland auswandern zu müssen.

Euch juckt wohl wieder das Fell.

Aus purer Sorge um ihr Volk will die CSU jetzt 80.000 Alarmsirenen
installieren und atombombensichere Bunker bauen.
Gleichzeitig werden alle ausgemusterten Panzer generalüberholt
und – sobald die geföhnte Uschi wieder genug Knete in der Kasse hat –
jede Menge neue gebaut. Die Bundesregierung will den Wehr- äh –
„Verteidigungsetat” schon im kommenden Jahr um 1,2 Milliarden Euro
aufstocken. Das geht aus den Eckwerten für den Haushalt 2016 und
die mittelfristige Finanzplanung hervor, die den Deutschen
Presseagenturen vorliegen. Der Verteidigungsetat soll bis 2019
schrittweise von derzeit 32,97 Milliarden auf 35,01 Milliarden Euro
erhöht werden. Die deutsche Rüstungsindustrie, die inzwischen
nicht nur Waffen auch in Kriegsgebiete liefern darf, richtet sich
schon mal auf eine steigende Binnennachfrage ein. Das schafft
zusätzliche Arbeitsplätze und steigert das Bruttosozialprodukt.
Deutsche Soldaten kämpfen nicht länger nur am Hindukusch, in Syrien
oder am Horn von Afrika – Nein! Sie marschieren (als Militärberater
getarnt) auch schon wieder in die Ukraine ein.
Dort kennen sie sich ja auch von früher noch ganz gut aus.
Siebzig Jahre ohne richtigen Krieg in Europa scheint vielen eine
viel zu lange Zeit, oder was? Euch juckt wohl wieder das Fell!
An der Nahtstelle der tektonischen Platten zwischen Russland
und Amerika können wir uns angeblich nicht so einfach pazifistisch
wegducken. Da müssen wir Stellung beziehen. Schließlich sind wir ja
nicht nur NATO-Mitglied, sondern gleichzeitig die führende
Wirtschaftsmacht in Europa. Und mit was lässt sich schneller und
leichter viel Geld und so den Wohlstand mehren als mit Krieg?
Kauft Euch also schon mal einen Stahlhelm, Leute. Oder wandert
rechtzeitig – weit ab vom Schuss – nach Gomera aus.